Grandioses Wetter und phantastische Acts auf dem 29. Taubertal Festival

Donnerstag:

Das Wetter hätte nicht besser sein können, sowohl auf dem Festivalgelände, als auch auf dem Campingplatz am Berg. Vier Tage herrlicher Sonnenschein, nachts angenehm warme Temperaturen und kein Tropfen Regen. Das einzige Nass füllte die Feuerwehr mehrmals täglich in Container, damit sich die Besucher waschen und erfrischen können. Das eigentliche geheime Highlight auf dem Campingplatz ist sicherlich Bauer Fritz. Er dreht täglich seine Runden auf einer John Deere, befördert das Gepäck vom Parkplatz bis zum Zelt oder fährt Müde Besucher zu den Duschen und zurück. Die einmaligen 5,- Euro Beförderungsgeld spendet er im Anschluss an den örtlichen Kindergarten. 

Bauer Fritz zieht auf dem Campingplatz gemütlich seine Runden.

Vom Zeltplatz am Berg sind es gut 1,6 Kilometer bergab bis zum Festivalgelände. Mit einer Dose Bier, bzw. einem anderen Getränk, ein netter Spaziergang mit und eine gute Gelegenheit, neue Leute kennenzulernen. Die Pre-Party am Donnerstag legt schon einmal gut vor: H-Blockx aus dem Münster geben ihre größten Hits zum Besten: „Risin High“, „Move“, „Ring Of Fire“, „The Power“ bzw. „Celebrate Youth“. Sänger Henning Wehland und seine Band haben sichtlich Spaß bei ihrem Auftritt, während der Hai auf der LED-Wall nostalgisch an das 94 erschienene Album „Time To Move“ erinnert.

Über eine Stunde 90er-Rock von H-Blockx

In nur 30 Minuten baut die Backstage-Crew auf der Bühne einen Dummy-Kiosk auf, eine überdimensionale Bierdose als DJ-Pult und einen XXL-Aschenbecher, in welchem der Schlagzeuger den Beat angibt. Der auch in Frankfurt real existierende Kiosk dient für Mehnersmoos als Kulisse für ihren Deutschrap. 

Frederik Moos und Tobias Mehner sind überrascht von der Textsicherheit der Besucher.

Den Donnerstag beschließt die Silent-Disco mit DJ Steve Clash auf dem Festivalgelände. Doch, wer den Weg zum Campingplatz einschlägt, kann wieder nette Gespräche mitnehmen, ehe er auf dem Festivalgelände die ein oder andere privat organisierte Party besucht. Nicht Wenige haben in der Zwischenzeit Partyareale aufgebaut, die sich wirklich sehen lassen können. Ob nun Rutschen, Schaukeln, Pools, meterlange Bauwagen oder Aussichtsplattformen, es gibt auch zu später Stunde viel zu entdecken und zu feiern.

Da dürfte ein Elternteil wohl eine Gerüstfirma besitzen.

Freitag:

Am Freitag können sich Frühaufsteher beim YOGA mental auf den Tag vorbereiten, oder beim Flunkyball-Turnier ihre Geschicklichkeit unter Beweis stellen. Wer das gesamte Programm miterleben möchte, begibt sich bereits um 14 Uhr wieder ins Tal. Volles Programm auf zwei Areas mit Indi-Auftritten von u.a. Raum27, Kasi, Crimson Bloom, aber auch großen Namen wie Enter Shikari und I Prevail.

I Previal aus Michigan, USA, mit Eric Vanlerberghe am Gesang, liefern Metalcore.

Der unbestrittene Headliner am Freitag? Natürlich Papa Roach. Von den 90ern bis heute hat Sänger Jacoby Shaddix  mit seiner Band über 80 Millionen Alben verkauft und tourt noch immer munter durch die Welt. Neben seinen Klassikern wie Last Resort, Broken Home, Getting Away with Murder und Scars, packte er auch seinen neuesten Song auf der Bühne aus: „Braindeath“. 

Auch der neueste Streich von Papa Roach ging auf: „Braindeath“ kam gut an! Foto: Florian Trykowski

Eine große Fangemeinde versammelte sich bei der Hannoveranerin Paula Carolina am Freitag vor der „Sounds For Nature Stage“ zu ihrem Auftritt. Indie-Pop-Techno-Rock mit Ladypower ist meine persönliche Definition von dem, was sie abliefert. Auf jeden Fall ein Act, der uns noch öfter begegnen wird.

Holte sich die etliche Gäste auf die Stage: Paula Carolina

Mit dem musikalischen Ende um 00:00 Uhr begeben sich über 10.000 Besucher zurück zum Campingplatz inklusive Festival Village. Gerade rechtzeitig, um die gestandenen Musiker von Lagerfeuerrotz von 0:30 Uhr bis 2:00 Uhr live zu erleben. Jens Burger & Micha Rohrbeck liefern kreative Texte im Liedermacher-Style und haben schnell die Gäste auf ihrer Seite. Viele holen sich ein Bier, einen Döner bzw. Burger und lassen sich hier noch einmal richtig gut unterhalten, ehe sie die Party auf dem Campingplatz fortsetzen. 

Eine offizielle Nachtruhe, wie ich es von anderen Festivals kenne, gibt es nicht. „Das ist ein Open-Air-Festival, da gibt es keine Nachtruhe“, teilt mir ein Security mit. Und tatsächlich, wer will, kann hier so gut wie 24 Stunden durchfeiern. Nicht gerade im Village, hier herrscht Ruhe ab 02:30 Uhr.

Liegen sich gegenüber: Die Liberte-Stage und die Village-Stage

Samstag:

Mit Betontod, Irie Revoltes, Madsen, 01099 und Kontra K auf der Taubertal-Stage sowie Revnoir, Heisskalt, Team Scheisse und Thormesis auf der zweiten Stage, warten noch viele gute Acts auf die Besucher. Und diese wissen es zu schätzen. 

01099 bestehen aus Gustav, Zachi, Paul und Dani, wobei Dani selten on Stage steht. Die Band mit der Dresdener Postleitzahl als Namen existiert seit 2018 ist vorallem bei der jüngeren Generation beliebt. Kooperationen mit Ski Aggu und besonders Ikkimel bringen sie immer wieder in die Schlagzeilen. Dass sie jedoch auch gut peformen können, beweisen sie auf der Mainstage. Ob nun vor der LED-Wahl, oder darauf, mit Saxophon, am Klavier oder nur mit Mikro, die Jungs haben definitiv was drauf! 

Jung, wild und innovativ: 01099 aus Dresden

Die Heidelberger Band Irie Révoltés wurde von den Brüdern Pablo und Carlos Charlemoine, dem Gitarristen Tobias von Kitzing, dem Bassisten Conrad Sievers und dem Schlagzeuger Felix Mussell im Jahr 2000 gegründet. Der Vater von Mal Élevé und Carlito stammt aus Frankreich, was die Mischung aus Deutsch und Französisch in den Songs erklärt. Der Bandname heißt frei übersetzt: „Glückliche Aufständler“. Irie stammt aus der jamaikanischen Kreolsprache Patois und kann mit „positiv“, „glücklich“ oder „frei“ übersetzt werden. Révoltés heißt auf Französisch „Aufständische“. Die Ska-Punk-Band existierte bis 2017, nur 2025 vereinte sie sich für ein Jahr wieder und können somit heuer auf dem Taubertal Festival begeistern. Lauthalse Antifa-Schreie, Gegen-Rechts-Fäuste und Regenbogenfahnen ergänzen ihren Auftritt.

Nach acht Jahren wieder linke Parolen von Irie Révoltés. Doch Ende des Jahres ist wieder Schluss.

Seit 2004 touren die drei Madsen-Brüder durch die Republik, ergänzt von Niko (Bass), Lisa (Gesang) und Martin (Gitarre) . Es ist ihr mindestens vierter Auftritt auf dem Taubertal Festival, wo sie sich sichtlich wohl fühlen. Sie spielten aber auch unter anderem auf den Festivals Rock im Park, Rock am Ring, auf dem Highfield-Festival sowie auf dem Hurricane-Festival und dessen Schwesterfestival Southside, außerdem als Vorband bei Avril Lavigne und auf dem Nova Rock.

Indie-Rock aus Clenze im Wendeland.

Wenn Maximilian Tibor Albert Diehn, alias Kontra-K, auf der Bühne steht, spürt man sofort seine unglaubliche Bühnenpräsenz. Gleich vom ersten Song an erzählt der Berliner Geschichten, von Erfolgen und Misserfolgen, von hartem Kickbox-Training, Durchsetzungsvermögen und zeigt auch körperlich, dass er hart für seinen Erfolg kämpft. Auch musikalisch ist er fleissig: Mit nahezu einem Album seit 2010 pro Jahr liefert er viel Stoff für seine Fans.  „Erfolg Ist Kein Glück“ ist nicht nur ein Hit von ihm, sondern auch sein Lebensmotto. 

Kontra K – dieser Kerl arbeitet wirklich hart an sich!

Sonntag:

Großes Finale am Sonntag mit Emil Bulls, einer 90er-Fraktion aus München, Nothing But Thieves und Yungblud aus England. Yungblud, der gebürtig Dominic Richard Harrison heiß, erreicht krasse 6,4 Millionen Follower alleine auf Instagram. Dort teilt er auch viel von seinem Leben in Reels und Storys. Im Interview mit Billboard sagte Yungblud in Bezug auf seine sexuellen Präferenzen: „Ich bin nach London gekommen, um befreit zu werden, um meine Nägel zu lackieren, um Sex mit einem Typen zu versuchen, um alles zu versuchen, um meine Fantasien zu erfüllen und um herauszufinden, wer ich bin.“

Gibt alles: Yungblud aus Doncaster, England!

Fazit:

Das Taubertal-Festival bietet den gut 20.000 Besuchern wirklich viel für ihr Geld und das in einer absolut familiären Atmosphäre. Wer einen 10-minütigen Fußmarsch investiert, sollte sich auch die gut erhaltene Altstadt, die malerisch über dem Taubertal thront, und die charakteristischen Fachwerkhäusern ansehen, die den Charme vergangener Zeiten verkörpert. Allein die Innenstadt ist einen Besuch wert. In Kombination mit dem Festival ein wahrlich einmaliges Erlebnis.

Tickets für 2026:

Für 2026 haben die Veranstalter bereits die ersten Acts zum 30jährigen Taubertal Festival angekündigt: SDP, SIDO, Sportfreunde Stiller, Donots, Kaffkiez, Royal Republic, Itchy, Drei Meter Feldweg, etc. Tickets gibt es ab 164 Euro. Wer ein VIP-Ticket kauft, hat zudem etliche Vorteile wie erhöhte Podeste, eigene Eingänge und VIP-Shuttle-Service von der Stadt ins Tal und zurück, VIP-Lounge, etc.

 

Alle Fotos und Text: Daniel Melegi

Außer Yungblud und Papa Roach: Florian Trykowski

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