

2004 gewinnen sie in der Kategorie „Best German Act“ den MTV Europe Music Awards 2004, 2010 führen sie als Headliner das Southside Festival und das Hurricane Festival an und 2024 kommt ihr neuntes Studioalbum auf den Markt. Dazwischen startet Schlagzeuger Thomas Götz mit dem Gitarristen von Turbostaat das Projekt „NinaMarie“, Gitarrist Bernd Kurtzke betreibt das Electro-Projekt „Killing Moon“ und Sänger Armin Teutoburg-Weiß ist mit Bassist Torsten Scholz deutschlandweit als DJ-Duo „Frau Diavolo“ unterwegs. Rock im Park verpflichtete Beatsteaks für die Mainarea und tat gut daran. Besonders zum Ende hin hauen sie noch mal so richtig raus: „Hand in Hand“, „I Don’t Care as Long as You Sing“ und „Hello Joe“ sind natürlich Klassiker die man kennt und liebt.

Sich unter der Show vor zehntausenden von Gästen hinter die Bühne zu den Containern zu begeben und von dort aus in eine Livecam zu performen, haben wir bis dato noch nie gesehen. Dabei auch noch so gut abzuliefern wie Falling in Reverse, hat überrascht. Die Lines vom Frontsänger Ronnie Radke sitzen und wecken – zumindest bei uns – Assoziationen zu Eminem – insbesondere bei der Sprechgeschwindigkeit. Seine ganze Show wirkt auf uns wie ein paranoider Kampf mit sich selbst. In einem Moment beleidigt er das Publikum aufs tiefste, brüllt ins Mikro und benimmt sich daneben. Im nächsten Moment bedankt er sich bei seinen Fans, weiß es zu schätzen und wirkt wie ein Messdiener, der auf das nächste Gebet wartet. Er scheint seinen Hit „Voices In My Head“ auf der Bühne auszuleben. Was ist dabei real und was nicht? Wahrscheinlich weiß er es nicht einmal selber.

Mit Lorna Shore steht eine 2010 gegründete fünfköpfige Deathcore-Band aus New Jersey auf der Bühne. William „Will“ Ramos ist seit 2021 der Frontsänger und weiß durchaus mit seinen „Screams“ zu begeistern. Whitechapel aus Knoxville, Tennessee, die oft ihn Zusammenhang mit Lorna Shore fallen bzw. namentlich auftreten, spielen bei Rock im Park zur selben Playtime. Ein Zufall?

Whitechapel gründeten im Februar 2006 Phil Bozeman, Brandon Cagle und Ben Savage. Der Name ist vom Londoner Stadtviertel Whitechapel abgeleitet. In diesem Viertel hat „Jack the Ripper alle seine Opfer (“ bis auf eines) brutal getötet und verstümmelt. Ihr erstes Album mit dem Titel „The Somatic Defilement“ widmeten sie voll und ganz dem Serienmörder. Eine schöne Story, die sich gut verkaufen lässt. Die Show in der Orbit-Stage kommt gut an, die Deko wirkt!

Die „Heilige Heavy-Metal Messe“ ist seit Anbeginn das Konzept von Powerwolf. Ob der Titel vom 2. Album „Lupus Dei“ (Der Wolf Gottes), bzw. vom 3. Album: „Bible of the Beast“ oder den darauffolgenden, die Gründungsmitglieder Matthew Greywolf und Charles Greywolf halten am Konzept der „Messe“ fest, und das ist gut so. Besonders mit Karsten Brill bzw. Attila Dorn, wie er seine Figur bei Powerwolf nennt, verfügen sie über eine gestandene Persönlichkeit, die nicht nur hervorragen pastorale Messen abhält, sondern als Opernsänger, bzw. mit Erfahrungen im klassischen Gesang, Arien mit einbringt. Eigentlich hätte Powerwolf bereits 2020 auftreten sollen, doch durch die Pandemie klappte es nicht. Ebenso musste 2021 der Auftritt verschoben werden, so dass 2025 die Band aus Saarbrücken erstmalig bei Rock im Park auftreten konnte. Welch eine Bereicherung.

Zeitgleich treten die kalifornischen KORN auf der Mainstage auf. Die Bio der 1993 gegründeten Metal-Band reicht von Auftritten in der Serie „Monk“, über Nennung in einer South Park-Folge, bis hin zur Tattoo-Doku „Miami Ink – Tattoos fürs Leben“. In einer Folge lässt sich Bassist Reginald Arvizu die Unterschriften aller vier Bandmitglieder tätowieren. Musikalisch liefern sie 14 Alben ab, Jonathan Davis, heute im schwarzen Schottenrock, wirbelt wie ein Derwisch über die Bühne. Und natürlich steht der von H.R. Giger inspirierte Mikrofonständer auf der Bühne. Das Publikum rastet bei Klassikern wie „Falling Away From Me“ und „Freak On A Leash“ regelrecht aus. Untermalt wird der gewohnt professionelle Auftritt von einer eindrucksvollen Lichtshow.

Wenn in einem Köper Power steckt, dann in Ina Bredehorn aka Deine Cousine. „Wir heißen so, weil wir einfach ganz nah bei euch sein wollen. Wir sind Familie“, kokettiert die 38jährige mit ihrem Publikum, wohlwissen, dass es gut ankommt. Als sie nach einem Kreis für einen Moshpit verlangt, gehorcht die „Familie“ und als sie ins Zentrum des Auges steigt und Attacke schreit, wird einem mulmig, wie bei einem nahen Familienmitglied. Ina ist Campino, Sex Pistols und Anarchie in einem und somit waschechter Punk. Wer sie bei Rock im Park verpasst hat, sollte sie auf Wacken, dem Nova Rock, Deichbrand oder beim Familienfest am 20.12.25, in der Inselparkarena in Hamburg live erleben.

Sleep Token ist keine zehn Jahre alt, hat knapp 1 Million Follower auf youtube, 1,2 Millionen auf Instagram und keiner weiß genau, wer da auf der Bühne steht. Der Sänger nennt sich Vessel, die restlichen drei Musiker heißen Vessel II, III und IV. Ist es in der heutigen Zeit wirklich möglich, dass vier Musiker, trotz etlicher Liveauftritte, inkognito bleiben? Die Band aus London, soviel ist bekannt, wirft viele Fragen auf. Sie ist optisch innovativ, musikalisch schwer einzuordnen und derart kreativ, dass Covers von Whitney Houston und Billie Eilish einfach nicht passen wollen. Oder gerade deshalb? Egal wie, wer die Gelegenheit hat, sollte sich die Show gönnen. Ein echtes Erlebnis und glauben wir „Der Zeit“, so ist Sleep Token „..aktuell die erfolgreichste Metalband der Welt“.
Dass Brutalismus 3000 aus Berlin seit 2019 durch die Decke gehen, ist jedem interessierten Technofan bekannt. Dass sie auch in der Rock-Szene eine riesige Fangemeinde haben, zeige sich bei ihrem Auftritt in der Orbit-Stage. Die Leute drängen in die Halle, so dass selbst das Personal an der Theke den Ausschank einstellt und zu deren Sound tanzt. Auch die beiden Ränge sind überfüllt. Und was machen Victoria Vassiliki Daldas und Theo Zeitner? Sie liefern ab. Ein toller Abschluss vom Samstag bei Rock im Park 2025.
Fotos und Text: Daniel Melegi
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