1) Es war uns eine große Freude, dich als DJ auf Winterbeats gehabt zu haben. Wie hat dir das Festival Winterbeats gefallen?
Dr. Motte: Dankeschön und auch für die Einladung zur Winterbeats in Ingolstadt. Ich hatte großen Spaß auf meinem Floor und war überrascht über den tollen Sound. Ich würde sagen, wir haben dort ordentlich die Hütte abgerissen. 🙂
2) Du hast Ende letzten Jahres angekündigt, dass du Techno zum Weltkulturerbe erklären und die Loveparade zurück nach Berlin holen möchtest. Wie kam es zu diesen Entscheidungen?
Dr. Motte: Ich bin ganz nah am Geschehen der Clubs überall in Deutschland. Wenn ich als DJ eingeladen werde, höre ich, was mir die Leute erzählen. Überall machen Clubs zu oder Veranstalter bekommen keine Genehmigung für ein Festival oder die Auflagen werden immer krasser und teurer. Wir müssen was tun um unsere Clubs zu schützen. Deswegen arbeiten wir mit „Rave The Planet“ daran, unsere elektronische Tanzmusikkultur von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe anerkennen zu lassen. Behörden und Politiker müssen sich unsere Spielstätten anschauen und verstehen, dass wir keine Vergnügungsstätten sind, sondern Kultureinrichtungen und eine Tradition der Tanzmusikkultur haben, an der alle Besucher teilnehmen, auch wenn sie „nur“ dazu tanzen. Eine unserer gelebten Kulturen ist die der Tanzdemonstration, die in der Berliner Loveparade ihren Ursprung hat und noch heute national und international durchgeführt wird, siehe Street Parade Zürich, Techno Parade Paris, City Parade Brüssel, Zug der Liebe und Fuckparade Berlin… Die alle hätte es ohne die Loveparade nicht gegeben und so ist es eigentlich nur logisch, dass, wenn man nach dem immateriellen Kulturerbe strebt, auch die Mutter aller Paraden mit einbezogen wird.
3) Wenn man sich ein bisschen über Rave the Planet informiert, merkt man schnell, dass es dabei nicht nur um eine Party geht, sondern, dass es für dich ein Herzensprojekt ist. Was ist für dich der wichtigste Grund, die Veranstaltung wieder nach Berlin zu holen?
Dr. Motte: Seit 30 Jahren existiert unsere tolle Techno-Tanzkultur. Wir haben die Tanzdemo in Berlin 1989 erfunden. Sie hat international Generationen positiv beeinflusst und das ist bis heute in den Clubs und auf den Festivals in aller Welt zu spüren. Was wir mit Rave The Planet und der neuen Parade wollen, ist die Gesamtheit der elektronischen Musik und ihrer Gegenwartskultur darzustellen. Ganz nach dem Motto „State of the art, in awareness of our roots“. Wir entwickeln ein neues Gesamtkonzept, dass sich auch stark mit dem Thema Müllvermeidung und Nachhaltigkeit auseinandersetzt. Unsere Idee ist es, eine neue Parade für das 21. Jahrhundert zu kreieren, mit dem Spirit von Love, Peace & Unity.
4) In den jetzigen Zeiten, wo die deutschen Charts voll von Deutschrap sind, setzt du, laut der Seite www.ravetheplanet.com, weiterhin auf die Genres Techno, Acid D’N’B, House, Electro, Minimal und bleibst damit den Wurzeln der Loveparade treu. Denkst du, die Loveparade kann den gleichen Erfolg wie einst zurückerlangen?
Dr. Motte: Mich persönlich hat Chart-Musik oder Radio-Mukke noch nie interessiert. Viel spannender ist, wie die Musik abseits der großen Industrie klingt und sich entwickelt. Elektronische Musik hat mittlerweile so viele Spielarten und Facetten und jede Nische findet ihre Anhänger. Clubs kuratieren besondere Musikprogramme, wie z. B. das Gretchen in Berlin, dass dadurch internationale Besucher anzieht, nur um diesen besonderen Sound zu hören und den speziellen Vibe des Clubs zu spüren. Das möchten wir mit der neuen Parade auch darstellen. Es geht um die Vielfalt der elektronischen Tanzmusikkultur. Und wir wollen tanzen, zu Tracks, die am liebsten niemals enden. Gerade gab es eine Forsa-Umfrage im Auftrag der Berliner Zeitung, in der die Berliner gefragt wurden, ob sie die Loveparade wieder zurück haben wollen. Ratet mal was die Antwort ist… Ja, unbedingt! Denn die Loveparade gehört nach Berlin, wie die Siegessäule im Tiergarten. 🙂
5) Wie kann man dich unterstützen (Stichwort Fundraving)?
Dr. Motte: Wir wollen zusammen mit euch allen die neue Parade nach Berlin bringen. Das muss organisiert und finanziert werden, denn, wenn viele Menschen zusammen kommen, kostet das Geld. Daher unsere Idee, die neue Parade durch ein Fundraising zu initiieren. Damit kann man 1. die Finanzierung sicherstellen und 2. das öffentliche Interesse an einer neuen Parade darstellen. Dafür haben wir uns eine besondere Form überlegt und diese „Fundraving“ (Rave + Fundraising = Fundraving) genannt. Mit einer Spende ab 5 € kann jeder mitmachen und in unserem Online-Spendenshop einen kleinen Mini-Raver aussuchen, den wir in Berlin dann auf ein knapp 50 m langes Modell der Straße des 17. Juni aufkleben, also auf der berühmten Paradestrecke mit der Siegessäule in der Mitte. Alle Infos dazu gibt es auf www.ravetheplanet.com oder direkt in unserem Online-Spendenshop shop.ravetheplanet.com/
Danke dir für das Interview.
Dankeschön & let’s rave the planet!
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