Ein teuflischer Stein in Ingolstadt

Das „Münster Zur Schönen Unserer Lieben Frau“ oder „Liebfrauenmünster“ ist eines der bedeutendsten Wahrzeichen Ingolstadts. Einer Sage nach, hat der Bau des Münsters den Teufel derart verärgert, dass er einen großen Stein aus der Bauhütte klaute, hoch aufflog und diesen fallen ließ. Dabei verfehlt er die Kirche und landete am Schlifflmarkt. Das war 1525. Gestern, am 26.10.2025, also genau 500 Jahre später, steht erneut ein teuflischer Stein neben dem Münster und das ausgerechnet nach Ingolstadts „Größter Halloweenparty“ in der eventhalle. Auf dieser feierten Hunderte das keltisch-irische „All Hallows’ Eve“ und somit das aufeinanderstoßen der Welten von Lebenden und Toten. Zusätzlich lud am Samstag ein Verein zur „Día de Muertos“-Parade, dem mexikanischen Tag der Toten, durch die Innenstadt.

Ob einer der unzähligen Dämonen, Geister oder Zombies von der Party oder dem Umzug im Auftrag des Teufels am Münster sein Unwesen trieb, oder nur eine Gruppe Halbstarker sich einen Spaß erlaubte, weiß ich nicht. Ich kann lediglich bestätigen, dass zwei Spanier einen historischen Moment erlebten. Ein halbes Jahrtausend nach der Fertigstellung des Münsters blockierte der ca. 60 cm hohe und 50 cm breite Stein deren Ausfahrt aus einer Parkbucht am Münster. Sie schienen den Stein beim Versuch aus der Parkfläche auszuparken, gerammt zu haben und fluchten teuflisch. Sie waren derart aufgebracht, dass sie meine angebotene Hilfe, den Stein zu beseitigen, nicht nur ignorierten, sondern verteufelten.

Am Tag darauf stand der Stein wieder, wie von Geisterhand, auf der anderen Straßenseite, von den Spaniern keine Spur. Ich will nicht den Teufel an die Wand malen, doch das echte Halloween kommt erst am 31.10. und da tummeln sich die Untoten nur einen Steinschlag vom Münster entfernt – in den Bars und Kneipen Ingolstadts. Und wir wissen alle: Den Schnaps, den hat der Teufel gemacht.

Daniel Melegi

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