Peter Masur: 48 Jahre Nachtleben – jetzt ist Schluss!

Peter Masur, Pächter der Havana-Bar, geht am 31.08. in Rente. Sein Abgang beschließt die Namen renommierter Wirte in Ingolstadt. Wo wir früher noch zum Fritz in den Ludwigsgarten gingen, zum Sigis ins Sigis, zum Klaus ins Peanuts oder zum Dieter in die Eierschale, heißt es nun: Wir gehen in die Stadt.

Peter hat das Nachtleben deutlich geprägt, mit seiner Havana-Bar lateinamerikanische Musik nach Ingolstadt gebracht und war davor auch schon sehr aktiv. Hier ein Interview aus dem Jahre 2007, welches er uns gegeben hat:

Dass es nur zwei Gründe gibt, nach Ingolstadt zu ziehen, mag manchem Ingolstädter aufstoßen wie abgestandenes Bier: Audi und die Liebe. Dazu gesellt sich noch ein weiteres Argument: Der Zufall. Peter Masur, 1949 in Bochum geboren, ist gelernter Bäcker und Konditor und hatte schon in einigen Städten gewohnt, bevor es ihn 1977 von Berlin nach Ingolstadt verschlug: Hamburg, Bremen, Düsseldorf, Köln und weitere Stationen am Rhein, bis er auf Roland Bock traf. Der ehemalige Catch-Weltmeister plante die Eröffnung eines Hotels mit einer kleinen Disco in Reichertshofen. Peter, der schon immer einmal München sehen wollte, riss erneut seine Zelte ab, packte seinen Schlafsack ein und begleitete seinen Freund. Wie es weiter ging, was er an Ingolstadt mag und vieles mehr, verrät Peter hier.

megazin: Ja, Peter, wie ging es weiter?

Peter: Meine erste Station war das Big Boy in der Ingolstädter Innenstadt. So eine Art Jugendtreff mit kleiner Disco. War eine schöne Zeit, aber das Publikum für mich als 28-Jährigen etwas zu jung.

megazin: Was macht der Peter in so einem Fall?

Peter: Er wechselt die Lokalität. Es folgte das Adams, ehemaliges Corner 13, das Wonderland und das Fly Away als Geschäftsführer.

megazin: Das Fly Away kenn ich auch noch. Einer der Rockschuppen, wie es sie damals öfters gab, und das Fly Away war ja direkt am ehemaligen Bauhaus. Tolle Lage.

Peter: Ja, und wir hatten damals auch schon Live-Bands, wie Rockabilly & The Giddyups, die danach eine Erfolgskarriere starteten.

megazin: So richtig hip war aber das Cloud an der Esplanade.

Peter: Genau, da haben wir uns auch kennengelernt, Daniel! Das war auch meine beste Zeit Ende der 80er. Damals ist auch das Aschenbrödl entstanden. Übrigens kam der Name vom Inhaber Aschenbach. Dem hab ich vorgeschlagen, einfach seinen Namen leicht zu ändern, was er dann auch getan hat.

megazin: Ja, oben, wo die Fahrschule ist, da war die Game-Area, unten gab‘s Cocktails und eben den Kult-Club, der sich ziemlich lange hielt. Einmal hast du mich nicht rein gelassen, das weiß ich noch.

Peter: Ja, das Cloud war wirklich super angesagt und manchmal war es so voll, dass wir Gäste zur späten Stunde einfach aus Platzgründen wieder wegschicken mussten. Aus den Gästen von früher sind jetzt bekannte Ärzte, Professoren und wichtige Leute geworden. Dass sie damals schon Stil hatten, merkten die Besucher und das machte auch das besondere Klima des Cloud aus. Doch irgendwann war auch hier die Luft raus.

megazin: Wie ging es weiter?

Peter: Es folgten das SIE und die Swept-Away-Bar von Manuel und Tom in der Beckerstraße. Und dann kam auch schon die Havana-Bar in der Kupferstraße.

megazin: Die gehörte zuerst dem Hemingway-Hans, dann warst du Geschäftsführer und konntest schließlich die Bar übernehmen. Deine erste eigene Bar?

Peter: Ja. Damit hatte ich mir einen lang gehegten Wunsch erfüllt. Die Havana-Bar feiert übrigens im nächsten Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum.

 megazin: Eine lange Zeit in der Gastronomie. Was hat sich seitdem geändert?

Peter: Ich hab natürlich immer wieder renoviert, aber auch neue Elemente eingearbeitet. Wie die Bar im Untergeschoss, das DJ-Pult neben der Treppe und die Wanddekos. Das beschert uns immer wieder Firmenevents, wie von Audi oder die Studentenparties, wo du ja auch auflegst.

megazin: 30 Jahre Ingolstadt ist für einen, der schon in den Metropolen Berlin, Hamburg und Düsseldorf gelebt hat, eine lange Zeit. Was hat dich solange hier gehalten?

Peter: Ingolstadt ist einfach schön. Es ist zudem übersichtlich und die Wege sind kurz. In all den Jahren bin ich immer auf nette und freundliche Leute gestoßen und das macht eine Stadt lebenswert: einfach herzlich aufgenommen zu werden. Das gebe ich gerne an meine Gäste weiter.

megazin: Mittwochs ist Ingolstadt wie ausgestorben, außer bei dir. Wie kam es zu diesem Sonderöffnungstag?

Peter: Das haben unsere internationalen Gäste selber entschieden. Ich habe mit Salsa, Latino und Merengue lediglich den Stein ins Rollen gebracht, und sie sind hier geblieben. Das freut mich. Sie sind auch der Grund, warum wir nur Gäste gehobenen Alters bei uns haben. Der Schnitt liegt bei ca. 30 Jahren. Mit ihnen verbringe ich noch gerne viele weitere Jahre hier in der Havana-Bar.

megazin: Was gefällt dir an Ingolstadt gar nicht?

Peter: Mir fehlt eigentlich in der Innenstadt nur ein Großraumkino wie am WestPark. Das würde die Gäste auch unter der Woche in die City ziehen. Denn mit der zunehmenden Zahl an Einwohnern – wir kriegen ja noch viele Studenten, die Bundeswehr erweitert und auch die Polizei – nimmt auch das Nachtpublikum zu. Und das bedeutet wiederum: gute Aussichten für unter der Woche. Also, soweit alles ok.

megazin: Dann auf viele weitere Jahre, Peter, in Ingolstadt und jetzt einen Cuba – aufs Haus!

Warst du Gast in der Havana-Bar? Welche Erinnerungen hast du? Schreib in die Kommentare.

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