Warum das letzte Taktraumfestival 2025 so emotional war!

Es war definitiv das emotionalste Taktraumfestival seit 12 Jahren. Sowohl für die Veranstalter, als auch für viele Stammgäste. Zum Verständnis: Wenn jemand nach so langer Zeit sein „Baby“ für immer abgibt, lässt er 365 Tage (x12 Jahre) hinter sich, wo er zumindest einmal am Tag an dieses gedacht hat. Du hörst einen Künstler im Radio, siehst ein Video in deiner Timeline oder live auf einem Konzert und meinst, dass er zu deinem Festival passen würde. Schon geht die Anfrage an die Bookingagentur mit der Frage raus, ob er Zeit hätte auf dem Event zu spielen und zu welchen Konditionen. Du planst die Werbung wie Plakate, Bauzaunbanner, Flyer oder Reels für soziale Medien, baust an Dekorationen, gestaltest die Website, suchst und terminierst Sponsoren – die Liste ist lang. Sehr lang. Und kostet viel Zeit!

Wer für sich selber ein Ende nach 12 Jahren setzt, wünscht sich zum finalen Event natürlich schönes warmes Wetter, viele gut gelaunte Gäste, dass alle zugesagten Künstler pünktlich vor dem Gig erscheinen und natürlich, dass am Schluss auch Geld in der Kasse bleibt. Doch, so richtig gingen die Wünsche von Christopher Britt und Diego Richter beim Final Chapter nicht ganz in Erfüllung. Während das Wetter bei der Pre-Party noch mitspielte, sorgten Regenschauen am Freitag und besonders am Samstag für eine Achterbahnfahrt der Gefühle. „Wie viele Ticketbesitzer schreckt das Wetter ab?“, „Kommen genug Gäste noch zur Abendkasse?“ oder „Werden wir evtl. abbrechen müssen?“, diese Fragen dürften sie dabei kontinuierlich beschäftigt haben.

Kurz nach 1 Uhr von Samstag auf Sonntag gestehen die Beiden auf der Mainstage auch, dass bereits Backstage Tränen gekullert sind. Sie versuchen auf der Bühne bei der Abschlusskundgebung die Fassung zu bewahren, doch der Blick in die Menge übermannt sie erneut. Es fallen einfach zu viele Gefühle, Erinnerungen, schöne und nicht so bezaubernde Momente der letzten 12 Jahre zusammen, die schwer zu beschreiben sind. Der Blick in die klatschende Menge verstärkt die Emotionen noch einmal ums Zehnfache. Es kullern wieder Tränen. Auch bei manchen Besuchern röten sich die Augen und sie versuchen an der Hoffnung festzuhalten: „Daniel, bist du dir sicher, dass es kein Taktraumfestival mehr gibt?“, fragt mich ein Stammgast. Ja, ich bin es!

Statt einmal 7500 Besucher, waren heuer ca. 5000 auf dem Taktraumfestival. Das Solarbeatsfestival in Denkendorf gab es heuer schon nicht mehr und intern hörte ich, dass auch das Summer Noise in Langenmosen nicht mehr stattfindet, ebenso wie Bergbeatz in Pobenhausen. Die Reihe „Live im Tilly“, welches 2024 noch Culcha Candela, 01099 und die Spider Murphy Gang nach Ingolstadt holte, gehört zurzeit ebenfalls der Vergangenheit an.

Die Gründe für das Festivalsterben sind dabei so vielfältig wie die Festivals selber: Extrem gestiegene Gagen der Künstler und hohe Kosten für Sicherheit, eine unglaubliche Bandbreite an Musik, die nur wenig Spielraum für gemeinsame Nenner bietet, Zukunftsängste und Sparzwänge sowie ein verändertes Konsum- und Weggehverhalten.

Doch die Taktraum-Crew lässt hoffen: „Während sich die eine Tür schließt, öffnet sich eine neue“, gaben sie mir mit auf den Weg. Wir dürfen gespannt sein, welches Baby als nächstes auf die Welt kommt, um uns emotional zu ergreifen und uns zu Tränen rührt.

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