Warum Tanzverbot zu Ostern?

Alle Jahre wieder großes Thema in den Medien: „Warum Tanzverbot?“ von den Partyfreunden, bzw. „Muss Spaß immer sein?“, von den Befürwortern. Der Blick ins Bayernrecht der Staatskanzlei offenbart: „Der Schutz der stillen Tage beginnt von Do auf Freitag um 2.00 Uhr und dauert 70 Stunden“. Doch, was ist nun das Schlimme am Tanz? „Wer tanzt der trinkt und hält sich so nicht an das strenge Verbot von Genussmitteln, denn Christen sollen sich zu Ostern abstinent zeigen und fasten“, so eine schnelle Suche im Internet. Im Grunde geht es also nicht um Tanz an sich, sondern eher um das Fasten.

Warum gibt es überhaupt dieses Gesetz, wer befürwortet es und wer hat einen Vorteil? Der weitläufige Glaube sieht die Entstehung bei der Kirche. Kreuzigung Jesu und so. Auf Katholisch.de, dem Internetportal der katholischen Kirche in Deutschland, finden sich unterschiedliche Meinungen der eigenen Redaktion. Von „Wenn der Karfreitag kein Stiller Tag mehr ist, dann werden wir Christen weiterhin würdig den Tod unseres Herrn begehen, unabhängig davon, ob andere tanzen oder nicht.“, bis hin zu: „Die Zumutung, 24 Stunden lang aufs Tanzen zu verzichten, ist dagegen doch vergleichsweise klein“. (Links zu den Beiträgen am Ende)

Auf der „Konkurrenzseite“ evangelisch.de findet sich folgender Abschnitt: „Mit Argumenten allein wird man das Tanzverbot aber kaum mehr aufrecht erhalten können. Andererseits kann man den Karfreitag aber auch ohne Tanzverbot sinnvoll begehen, zumal eine solche Regelung in anderen Ländern unbekannt ist. In dieser Frage sollten sich Christen in Deutschland nicht verkämpfen“. Im Grunde kann es der Kirche auch egal sein, ob jemand tanzt oder nicht, sie alleinig kriegt jedes Jahr die schlechte Stimmung gegen sich ab. Ist die Front gegen die Kirche überhaupt gerechtfertigt? Letztendlich sind es nicht die Kirchen, die bis zu 10.000 Euro Strafe für Veranstalter aussprechen, sondern die Ämter in den jeweiligen Bundesländern. Also, wer ist nun der „Schuldige“ an diesem Gesetz und wer profitiert davon?

Einen Vorteil hat keiner. Den Kirchen weht Hass entgegen, die Ordnungsämter haben Mehrarbeit, Wirten und Veranstaltern entgeht Umsatz und Tanzfreudige sind aufgebracht.

Und wer ist nun der Schuldige? Das kurz und knapp zu beantworten ist schlicht unmöglich. So finden wir Belege über Tanzverbote ab dem 16. Jahrhundert in England & in Amerika. Wikipedia schreibt zu Deutschland: „Allgemeine Tanzverbote wurden in Deutschland gelegentlich verhängt, so etwa durch die NS im Ersten Weltkrieg 1914 und Silvester 1918 wieder aufgehoben. Im September 1939, zu Beginn des Zweiten Weltkriegs, untersagte die nationalsozialistische Regierung öffentliche Tanzveranstaltungen mit der Begründung: „Das Tanzverbot ist ein Ausdruck der Solidarität der Jugend mit der kämpfenden Front“.

Schieben wir das Tanzverbot auf die Tradition, die immer schon eine enorme Macht hatte. Größer als Kirche und Staat zusammen. Und obwohl 2016 das Bundesverfassungsgericht den strengen Schutz des Karfreitags, wie er bis dahin in Bayern gegolten hatte, für verfassungswidrig erklärte, hält unser Bundesland an der Tradition fest, Sanktionen für Veranstalter auszusprechen. Warum? „Weil es immer so war und so ists guat“.

DJ Daniel Melegi ist katholisch, aber auch DJ. Und so kehrt er an diesem Samstag Bayern den Rücken und feiert bzw. arbeitet als DJ in der Motorworld in Metzingen. Denn hier, in Baden-Württemberg, ist feiern an Ostersamstag erlaubt. An die 1000 90er-Fans sehen es genauso.

Party on!

 

Quellen:

https://www.evangelisch.de/inhalte/214137/30-03-2023/kolumne-evangelisch-kontrovers-tanzverbot-am-karfreitag-ja-oder-nein

https://www.katholisch.de/artikel/8408-der-stillste-tag

https://www.gesetze-bayern.de/Content/Document/BayFTG-3

https://de.wikipedia.org/wiki/Tanzverbot

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https://www.finanzen100.de/finanznachrichten/boerse/am-abgrund-entlang-als-der-krieg-vorbei-ist-bricht-in-berlin-die-tanzwut-aus_H665133920_69413803/

https://www.br.de/nachrichten/bayern/protestpartys-gegen-tanzverbot-in-bayern-ausser-in-nuernberg,U8CUJgs

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