„Die Party ist vorbei“, lautet aktuell ein Artikel im Donaukurier. Hier kommen Philipp Schleef, vom Spatzl in Pfaffenhofen, Fabian Häberle vom M-eins in Aichach und Martin Tomiak vom ehemaligen Amadeus zu Wort. Es geht um das Diskothekensterben in der Region und ihre Gründe. Mit vielem haben die drei Gastronomen recht, manches würde ich gerne noch hinzufügen und mit der ein oder anderen Äußerung bin ich am Hadern.
In den „Soziale Medien“ bzw auf WhatsApp kann das Foto einer leeren Tanzfläche mit der Notiz „Nix los hier“ natürlich weitere Gäste abschrecken. Doch im Grunde posten die Gäste eher, wenn sie auf dem Event Spaß haben. Daher sehe ich die sozialen Medien nicht so negativ. Zudem erreicht man mit Facebook und Instagram im Vorfeld eine große Zahl an möglichen Gästen, sofern die Kommunikation dem entspricht, was der künftige Gast wünscht. Auch das Argument, es gäbe durch die jeweilige Offenlegung des persönlichen Lebens auf FB und Insta keine Themen mehr, über die es sich im Club zu reden lohnt, sehe ich nicht gegeben. Ganz im Gegenteil: Wenn ich weiß, dass jemand letzte Woche auf Malle war, habe ich doch automatisch einen Gesprächseinstieg und sicherlich viele offene Fragen.
Fabian sieht ein „anspruchsvolleres Nachtleben“ als Argument und versteht darunter, dass jede Party ein Motto braucht. Da hat er vollkommen Recht und selbst dann ist nicht jeder Gast zufrieden. Gerade auf meiner 90er-Party treffe ich auf Gäste, denen die damalige Bandbreite nicht bewusst war und ist. So erinnern sie sich nur an ihre Bubble. Die Boybands, Eurodance oder nur an den Hip-Hop von damals. Dass aber Millionen von Menschen auf der Loveparade, der Mayday, der Nature One, etc, Techno, Trance und Gabber hörten, ist außerhalb von ihrem Horizont. Oder auch die unglaubliche Bandbreite an Rockbands wie Blink 182, The Offspring, Nirvana, Green Day etc. hat manch einer vergessen. Natürlich auch andersrum. Nicht zu vergessen sind auch Schlager wie „Verdammt ich lieb dich“ von Matthias Reim, der erfolgreichsten deutschen Single in den 90ern. Heutzutage ist die musikalische Bandbreite jedoch noch viel größer und somit ein gemeinsamer Nenner noch schwerer zu finden.
Als Mitgrund des Diskothekensterbens sieht ein Wirt das vergrößerte Freizeitangebot im Vergleich zu damals und meint dabei „Gaststätten, Bars und Kinos“. Nun, bei den Kinos hat sich die Besucherzahl von 178 Millionen im Jahre 2001 zu heute 96 Millionen nahezu halbiert. Das kann, meiner Meinung nach, nicht der Grund sein. Ich sehe es eher andersrum: Wer ins Kino geht, hat schon einmal seine Wohnung verlassen und wo geht es nach dem Film weiter? Klar, in die Stadt, die Bar oder den Club. Mit dem Streamen bleiben aber viele zu Hause und schlafen dann bequemen auf der Couch ein. Auch sehe ich Bars und Gaststätten nicht als Konkurrenz, sondern einen Grund mehr, sich mit Freunden zu treffen.
Martin sieht die Miesere in den gestiegenen Kosten. Ob Security, DJ-Gagen, Wareneinsatz, Strom, Wasser, Reinigungskräfte, etc, die Preise für die Betreiber sind wirklich explodiert und die tragen letztendlich die Gäste. Hier muss das Programm natürlich so attraktiv sein, dass es den Besuchern das Geld wert ist.
Auch die letzten beiden angesprochenen Punkte wie „Leistungsdruck an der Uni“ und der Trend zu einem gesünderen Leben kann ich nur bestätigen. Studenten trifft man tatsächlich recht selten in Clubs oder auf Events, besonders, wenn man sich die Zahl der Eingeschriebenen in Ingolstadt ansieht. Bei über 8000 Studenten müsste die Stadt am Samstag aus allen Nähten platzen.
Ein letzter angesprochene Grund für das Sterben der Discotheken: „Die verlorene Leichtigkeit durch Kriege und Kriese“. Ja, die Zeit ist gerade schwierig, aber war sie damals so viel besser? Jugoslawienkrieg von 1991-1999, Anschlag auf das World-Trade-Center, die Wirtschafskrise 2007-2008, Schweinegrippe, die extrem hohen Terroranschläge vor gut acht Jahren und schließlich Corona, sorgten immer wieder für getrübte Stimmung, Trauer und Fassungslosigkeit. Nur waren sie damals nicht täglich auf dem Handy präsent. Aber gerade in schwierigen Zeiten braucht es Abwechslung. So sehe ich so gut wie auf jeder Party altbekannte Gesichter, die ich über Jahre aus dem Blick verloren habe. Jetzt sind die Kinder groß, eine Scheidung vollbracht oder eine neue Freundin gefunden und Zeit, wieder einmal weg zu gehen. Sie sind dankbar dafür, es Partys, Discos oder Clubs gibt. Einfach mal wieder raus und den Kopf frei kriegen sind Gründe, mal wieder eine Nacht durchzufeiern. Gilt übrigens auch für Studenten.
Unsere Meinung:
Je weniger Clubs, Bars, Restaurant und Partys es gibt, desto weniger haben die Leute Anreiz auf einen schönen Abend. Gehen sie dann doch mal weg und es ist wenig los, lassen sie es das nächste Mal bleiben. Für die Betriebe gilt es daher, auch mal Dinge zu ändern und zu verbessern. Vielleicht ist es an der Zeit, Obstschalen mit Früchten auf die Tische zu stellen, wo sich jeder gratis bedienen kann. Oder eine Smoothie- bzw. Tee-Bar einzurichten, für die, die sich auch nachts gesund ernähren wollen. Auch DJs sollten versuchen, mehr auf den Großteil der Gäste einzugehen, falls es das Konzept des abends erlaubt. Andererseits ist es auch hilfreich, wenn die Besucher wissen, auf was für einer Party sie sind. So hat sich nach meiner 80er Megaparty in der eventhalle eine Gruppe vier Tage später auf Facebook beschwert, dass keine 90er liefen.
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