Die letzten beiden Jahre nach Corona umkam so manchem Jazzfreund das Gefühl, aus der Jazzparty ist die Luft raus. Bei reduziertem Lineup und fehlenden Highlights, glichen die Jazzpartys mehr nach Pflichtübungen ohne Seele, als Veranstaltungen von Jazzfreunden. Umso spannender das traditionelle Event gestern in der neuen Location.
Doppelt so viele Besucher wie 2023
Gleich vorweg: die geliebte Veranstaltungsreihe hat seine Seele zurück und das aus verschiedenen Gründen. Mehr Bands mit mehr Musikerlebnis an einem Abend. Sage und schreibe 10 Acts sorgten für reichlich „Flow“. Ein weiterer Grund: Kein abruptes Ende kurz vor Mitternacht, sondern Programm bis nach zwei Uhr. Jazzfans sind keine „normalen“ Konzertgänger, sondern passionierte Nachtmenschen. Zumindest der gefühlte Großteil. Auch die Stilvielfalt hat sich 2024 deutlich zu den letzten beiden Jahren verbessert. Jeder konnte gleich mehrere Bands für sich entdecken. Und unser finales Lob: Die Jamsession ist – wenn auch verbesserungswürdig – zurück.
Maritim als guter Ersatz für das nh-Hotel
Der spannendste Punkt war sicherlich die neue Location. Kann ein Hotel wie das Maritim das kuschelige Feeling eines nh-Hotels vermitteln? Klare eindeutige Antwort: Ja! Die Gäste klebten nicht mehr so eng aneinander wie zu guten Zeiten im nh, dafür hatten sie eine bessere Sicht auf die Bühne, vor allem ab der Mitte der Fläche eine gute Akustik und auch Platz zum Tanzen. Und diesen Raum nutzten die Gäste aus. Vor allem bei Torsten Goods & Band, der Jazzrausch Bigband, Shantel & Bucovina Club und Dirty Loops. Die Wege zwischen den Areas waren überschaubar, das Catering gut, nur ein paar Sitzgelegenheiten fehlten.
Spannende Momente bei den Veranstaltern
Das Team vom Kulturamt Ingolstadt und die Techniker hatten durchaus pulstreibende Minuten. So stand Torsten Goods mit seiner Band für lange Zeit im Stau. Schnell baute das Team die Bühnentechnik um, um Shantel vorzuziehen. Doch der Stau löste sich auf und so lautete das Kommando „zurückbauen“. Schaffen sie es pünktlich zum Set? Knapp, denn die Playtimes verschoben sich auf dieser Stage um 30 Minuten. War das ein Problem? Nein, die Jazzfreunde blieben locker, das Jazzteam wischte sich die Schweißperlen von der Stirn und weiter ging es.
„Techno und Jazz – zwei Genres die keiner mag“
Deshalb kombinierte die Jazzrausch Bigband beide Kategorien zu einem Rave. Für einen kleinen Teil der Gäste zu laut und nicht jazzig genug, doch die große Menge feierte die fette Performance der Münchner und Ingolstädter, die mehrere Songs dem mittlerweile geschlossenen Club „Harry Klein“ in München widmeten.
Fazit
Das Team der Jazztage hat seine Hausaufgaben gemacht. Sowohl im Vorfeld, als auch vor Ort. Noch gibt es ein paar Punkte zu verbessern, aber diese sind marginal. Die Jazzparty ist definitiv wieder im Laufwasser und steuert direkt auf ein großes Ziel zu. Hoffen wir, dass die Location Maritim bestehen bleibt, dann gilt es ab sofort: Ausschau halten nach den Tickets, 2025 wird mega im Quadrat!
Aufgetretene Bands und Acts:
Bill Evans Vansband Allstars, Jazzrausch Bigband, Dirty Loops, Torsten Goods & Band, Shantel & Bucovina Club, Session Band, Stephanie Lottermoser, Nils Wülker & Arne Jansen, Nils Petter Molvær, Viktoria Tolstoy & Jakob Karlzon.
Fotos und Text: Daniel Melegi
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