Die Volksfestsaison 2024 – nachgefragt bei Michaela Kemper, Lanzl Festzelt

Michaela Kemper (Lanzl), Mitte, mit Eva Wittmann (Nordbräu), links und Luisa Wittmann (Jura Gerstenkönigin)

Die Volksfestzeit neigt sich dem Ende zu. Vom Beginn der Saison, im April 2024, bis zum Herbstfest Ende September, feierten Hundertausende in den Bierzelten der Region. Sie tranken herrliche Biere, aßen leckere Speisen und tanzten auch auf Bierbänken zu Schlagerhits, Partyklassikern und aktuellen Charts.

Noch steht das Herbstfest in Ingolstadt und das überregionale Oktoberfest an, dann motten die Festwirte ihre Zelte ein und legen ihre Garnituren ordentlich zusammen, damit einem geruhsamen Winterschlaf nichts im Wege steht. Doch, wie war die Saison 2024 und was macht ein Festwirt eigentlich das ganze Jahr? Wir haben nachgefragt bei Michaela Kemper, die mit ihrer Schwester Marianne und Bruder Georg Lanzl, sowie einem großen Team, sieben der wichtigsten und größten Volksfeste der Region entweder ausrichtet oder mit einem Festzelt bestückt und bewirtet.

megazin: „Frau Kemper, können Sie nach dem Fest in Ingolstadt die Saison abschießen und selber auch den Herbst inklusive der vorweihnachtlichen Zeit genießen?“.

Michaela Kemper: „Nicht ganz. Nach dem letzten Fest in Ingolstadt besprechen wir intern und mit unserem Personal, was alles gut und was schlecht gelaufen ist. Wichtige Planungen wie Standort, Personal und Band-Anfragen gehen wir dabei sofort an. Bei manchem Volksfest, wie dem Barthelmarkt, müssen wir uns jährlich bewerben, um den Platz erneut zu erhalten. An anderen Standorten, wie Aichach, läuft die komplette Planung über uns. Hier organisieren wir Schausteller, Essenstände und geben ein Sicherheitskonzept in Auftrag. Dazu bedarf es auch Absprachen mit Gemeinden, Städten und Ämtern. Dies erfolgt meist im Herbst und Winter, damit im Frühjahr die neue Saison starten kann. Gerade Bands und DJs planen wir für ein oder zwei Jahre im Voraus. Da gilt es die besten schnell zu sichern.“

„Saustoimusi“ sorgte für ein volles Zelt auf dem Barthelmarkt im Lanzl-Zelt

megazin: „Aber ab dem Dezember können Sie entspannen, oder?“.

Michaela Kemper: „Hängt von den Reparaturen und möglichen Umbauten ab. In einer Saison verschleißen sich viele Teile oder gehen Bauteile zu Bruch. Diese müssen wir rechtzeitig vor der neuen Saison beheben, damit vor Ort alles mit dem Aufbau klappt. Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn ein kalkulierter Aufbau nicht funktioniert. Und der funktioniert, aus Erfahrungen, nur selten geplant. Mal ist der eine Stand breiter als erwartet und ragt in den Fluchtweg, oder kleiner, was auch nicht gut ist. Der TÜV ist abgelaufen oder der Geschäftspartner selber in zeitlichen Schwierigkeiten. Auch kommt es hin und wieder zu Änderungen von Ansprechpartnern in Ämtern und Behörden, wo wir manches Formular erneut einreichen müssen und das kann Zeit kosten und viele Arbeitszeiten verursachen. Generell schauen wir aber, dass wir im Dezember und Januar drei Wochen das Büro meiden.“

megazin: „Wer entscheidet eigentlich, welcher Festwirt und welche Brauerei vor Ort ist? Die Gemeinde oder die Stadt? Die Brauerei oder hat da der Festwirt freie Hand?“.

Michaela Kemper: „Das hängt von den jeweiligen Gegebenheiten an. In Aichach habe ich die Brauerei ausgesucht, nämlich Brauerei Unterbaar, was eine sehr gute Entscheidung war! An anderen Standorten wählt die Brauerei ihren Festwirt oder die Gemeinde hat bereits einen Vertrag mit einer Brauerei und sucht sich seinen Festwirt. Es ist oft eine spannende Angelegenheit.“

Erstmalig im Lanzl-Zelt: Schloßbrauerei Unterbaar

megazin: „War das Ingolstädter Pfingstvolksfest 2024 ein Sonderfall? Hier betrieben sie erstmalig beide Bierzelte. Normalerweise konkurrierten beide Zelte um die Gunst der Gäste und das seit Jahrzehnten.“

Michaela Kemper: „In Ingolstadt kommen traditionell Herrnbräu und Nordbräu an Pfingsten zum Ausschank. Nachdem wir mit Herrnbräu bereits eine Brauerei sicher hatten, ist die Brauerei Nordbräu mit der Bitte auf uns zugekommen, auch ihrFestzelt mit großem Biergarten zu betreiben. Wir waren selber überrascht, einigten uns aber mit Nordbräu, den Biergarten zu überdachen und ein etwas anderes Konzept, z.B. mit Burgern, zu fahren. In solchen besonderen Fällen müssen wir spontan die Wünsche der Brauereien und deren Ausrichtung mit in den Überlegungen einfließen lassen. Klappt das, sind alle Parteien zufrieden.“

megazin: „Werden Sie auch 2025 zu Pfingsten beide Zelte betreiben?“

Michaela Kemper: „Das stellt sich in den nächsten Wochen heraus. In solchen Fällen müssen wir dann natürlich über den Winter auch geeignetes Personal finden. Was eine weitere Herausforderung darstellt.“

megazin: „Bleiben wir kurz beim Ingolstädter Pfingstvolksfest. Heuer fand erstmalig der „Pink Monday“ statt. Ein Abend mit der Partyband „Mountain Crew“ im Zeichen des Regenbogens in Kooperation mit der LSBTQ-Bewegung. Eine gute Entscheidung?

Michaela Kemper: „Die Idee kam uns bei der gleichartigen Veranstaltung im Bräurosl auf dem Oktoberfest 2023. Tobias Klein, Kulturamt Ingolstadt, unterstützte die Idee mit der Stadt Ingolstadt. Eine Augsburger Eventagentur übernahm die Gestaltung und Kommunikation nach außen. Im Großen und Ganzen verschlang der Tag viel Geld ist aber weiterhin ein Konzept, das wir auch 2025 verfolgen werden. Ingolstadt kriegt also auch im kommenden Jahr einen Tag für mehr Verständnis für jegliche Zugehörigkeit und wir hoffen wieder auf viel Zuspruch. Dann vielleicht auch mit dem Regenbogen-Audi vor dem Zelt, den gibt es nämlich wirklich“.

„Mountain Crew“ war das Highlight beim „Pink Sunday“ in Ingolstadt
Den „Pink Sunday“ gibt es auch 2025 wieder in Ingolstadt

megazin: „Ihre Kollegen beschreiten teilweise andere Wege. Diese buchen z.B. Stars vom Ballermann. Sie jedoch nicht. Warum?“.

Michaela Kemper: „Das ist wirklich ein schwieriges Thema. Unsere Familie betreibt seit 1956 Festzelte in der Region. In den letzten Jahrzehnten hatten wir viele Acts vor Ort wie Jürgen Drews, Roberto Blanco und Patrick Lindner. Sie hatten alle tolle Auftritte, aber leider haben sich diese nicht immer auf unseren Umsatz ausgewirkt. Deshalb lassen wir es. Aber wir haben immer ein Auge auf neue Partybands, wie die „Mountain Crew“ oder „Saustoimusi“, die uns beim Barthelmarkt 2024 auch gut das Festzelt gefüllt haben. Eventuell verpflichten wir die „Ursprungbuam“ 2025, aber das klären wir im Winter.“

megazin: Wie ist die Arbeitsteilung bei Ihnen im Betrieb?

Michaela Kemper: „Meine Schwester kümmert sich um den Einkauf und das Programm, ich um Verträge und Mitarbeiter. Unser Bruder unterstützt den Zeltmeister, so dass wir Mädels vom Aufbau verschont bleiben. Vor Ort sind wir aber alle aktiv.“

megazin: „Manchmal gibt es auf einem Volksfest auch eine zusätzliche Bar, dann wiederum nicht. Manchmal nur bis Mitternacht, woanders bis in der Früh. Wer fällt hier die Entscheidung?“.

Michaela Kemper: „Meistens entscheide ich, ob es eine Bar gibt oder nicht und das aus Erfahrungswerten. Die Ingolstädter nehmen Bars nicht an, die Karlshulder schon eher. In Lenting besteht die Gemeinde sogar darauf.“

Gut gefüllte Bar und super Stimmung auf dem Jura-Fest in Lenting

megazin: „Zum Schluss noch ein Thema, das nicht fehlen darf. Wie benehmen sich Gäste in Ihren Zelten?“

Michaela Kemper: „Grundsätzlich wirklich gut. Natürlich kommt es vor, dass sich Besucher danebenbenehmen, Männer anzüglich gegenüberüber Frauen werden oder sich sonst wie nicht beherrschen können. Das ist aber Thema für unser Sicherheitspersonal. Hier arbeiten wir seit Jahren mit United Security zusammen und hier kam auch der Vorschlag, das Sicherheitspersonal 2025 in Karlshuld etwas aufzustocken.“

Für die Sicherheit in den Lanzl-Zelten verantwortlich: United Security

megazin: „Kurz noch ein paar Worte zum Ingolstädter Herbstfest, welches vom 27.09. bis zum 06.10.24 stattfindet“.

Michaela Kemper: „Das ist noch ein großes und langes Volksfest für uns. Zehn Tage und Nächte zum Abschluss der Saison mit uns lieb gewonnenen Gruppen wie „Frontal Party pur“, „Schanzer Musikanten“, „Vollxrocker“ oder unseren Hausmusikern, der „Eslarner Showband“. Dazu ein Umzug ins Bierzelt mit 2000 Teilnehmern, der Seniorennachmittag sowie Marionettentheater, da geht es noch mal richtig zur Sache.“

Festeinzug mit vielen Kapellen und Vereinen

megazin: „Was fehlt, ist noch die Antwort auf eine Frage: Wie war die Saison 2024?“

Michaela Kemper: „2024 lag im guten Durschnitt. Karlshuld und das Jurafest waren wieder grandios, auch der komplette Barthelmarkt. Am Sonntagabend war es da ruhig und da zitierte ich gerne Gerhard Bonschab von Herrnbräu/Ingobräu: „Nach einem solchen Morgen, darf es abends auch gemütlicher zugehen“.

megazin: „Dann wünsche ich Ihnen noch bestes Wetter und gutes Gelingen beim gr0ßen Finale 2024“.

Michaela Kemper: „Danke.“

Das Interview führte Daniel Melegi

 

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