Das war die längste Schlange, die Ingolstadt jemals gesehen hat. Und das in zweierlei Hinsicht: Sowohl von der Strecke, als auch von der Dauer. Bereits um 6 Uhr in der Früh am Samstagmorgen packen Fans der Band 01099 ihre Picknickdecken mitsamt Frühstück aus und reservieren sich so die vordersten Plätze zum Einlass ins Tilly. Ihr Ziel: Die erste Reihe, Mitte. Im Laufe des Tages wächst die Schlange auf 1850 Gäste und reicht vom Bundesversicherungsamt bis hin zum Veranstaltungsgelände. Die Gäste sind äußerst motiviert, schließen Freundschaften und tauschen sich über die Band aus. Warum aber genau 1850? Das ist die maximale Anzahl an zugelassenen Personen im Tilly. „Wir hätten sicherlich doppelt so viele Karten verkaufen können, Platz wäre auch vorhanden gewesen, aber leider mussten viele leer ausgehen“, vermerkt Veranstalter David Krebs und blickt in das zu 1/3 gefüllte Tilly.
Rechnerisches Maximum als bürokratische Hürde
1850 ist die Zahl, die die Behörden nach ausgiebiger Kalkulation am bürokratischen Schreibtisch errechnet haben. Über Google-Maps lässt sich die Fläche in etwa errechnen und beträgt ca. 5000 qm, was einer maximalen Anzahl von 10.000 Gästen entspricht. Unter realen Bedingungen finden auf so einer Fläche 15.000 Personen Platz. Inklusive jeweils einem Bier in der Hand. Knackpunkt: Die Fluchtwege. Ob nun ein geschlossenes Bierzelt oder ein offenes Reduit, es gelten dieselben Regeln, obwohl sich alle Gäste hier im Freien befinden und eine mögliche Evakuierung anders zu betrachten ist, oder zu betrachten sein sollte.
Lob von den Bands an die Location und die Veranstalter
Sowohl Sänger Zartmann mit Schlagzeuger Aaron als auch Gustav, Paul und Zachi, besser bekannt als 01099, sind begeistert von der Örtlichkeit und ebenfalls überrascht, wer hier die Personenzahl entschieden hat. Dennoch geben sie ihr Bestes und servieren einen Hit nach dem Anderen. Inklusive Saxophon, Klavier und natürlich Gesang in Deutsch und französisch.
Zeit für den Headliner
01099, benannt nach Dresden-Neustadt, ihrem Heimatort, distanzieren sich von Rechts, schwenken Fahnen, lassen sich im Schlauchboot durch die Menge tragen und die Gäste springen. Ihr großer Durchbruch kam in den Pandemie-Jahren mit Hymnen wie “Frisch” und “Durstlöscher”, es folgten „Anders“ mit Ski Aggu, „Küssen“, „Verschwendete Zeit“ und „Pistazieneis“. Egal welcher Song von der Bühne kommt, die Fans singen lautstark mit. In der wichtigsten Popularitätswährung dieser Jahre, den monatlichen Hörer auf Spotify, stehen sie aktuell bei 4,3 Millionen und spielen damit in der obersten Liga deutschsprachiger Künstler.
Als Vorband agiert Zartmann. Anfang des Jahres noch der Underground-Geheimtipp, legte er in den letzten Monaten ein rekordverdächtiges Tempo hin: Die zehn Stopps seiner ersten eigenen Tour verkaufte er bereits Monate vor Tourstart komplett aus, seine erste EP stieg direkt auf Platz 10 den deutschen Charts ein. 2025 stehen 14 Shows in Deutschland und der Schweiz an, und das nur bis dato.
Der Einstieg zu „Live im Tilly“ ist mehr als gelungen. Heute am Sonntag spielen Culcha Candela und auch hier ist schon eines klar: Die Show ist ausverkauft, aber das Tilly noch lange nicht voll.
Fotos und Text: Daniel Melegi
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