Es ist Freitag bei Rock im Park im Volkspark in Nürnberg. Dich an dicht stehen die Zelte um den Dutzenteich, ein paar Entlein tanzen auf ihm zum Takt der Musik. Das Hochwasser im Süden scheint hier nie angekommen zu sein, dafür tausende Rockfans. Bis Sonntag werden es wieder um die 70.000, die insgesamt 70 Bands kredenzt bekommen. 23 spielen heute, 47 am Samstag und Sonntag.
Eines der Highlights ist die Band Green Day. Billie Joe Armstrong, Mitbegründer 1987 mit nur 15 Jahren, liefert erneut eine perfekte Show. Gekonnt spielt er mit dem Publikum, animiert, lässt sie klatschen und singen und holt sich ein junges Mädchen auf die Bühne. Sie darf dann gleich ein paar Zeilen singen. Plötzlich, wie aus dem Nichts, erscheint ein aufblasbares Flugzeug und wirft Geschenke ab. Kleine Babyflugzeuge für die feiernde Meute. Ein wahres Spektakel auf dem Spektakel.
Den meisten Merch dürften die Electric Callboys verkauft haben. Gefühlt jeder Zweite trägt eines der markanten Shirts im 80s-Look. 1/4 trägt LIDL-Outfit, die restlichen 25% Merch von Billy Talent oder den üblichen Verdächtigen wie Rammstein, AC/DC bzw Festivalshirts der vergangenen Jahre von Wacken über Rock im Park bis hin zum Southside. Doch auch die anderen Outfits lassen sich sehen und zeugen von Kreativität, oft gepaart mit Rosa, der typischen Rock-Farbe.
Die Electric Callboy liefern eine absolut energiegeladene Show mit grellem Bühnenbild, buntem Konfetti und Outfits aus ihren Songs von „We Got The Moves“, „Pump It“ und natürlich „Hypa Hypa“. Ein Moshpit jagt den anderen und die Zeit mit der Castrop-Rauxel-Band vergeht viel zu schnell.
Billy Talent aus Kanada schafft es ohne Probleme mit seinen Hits wie „Devil On My Shoulder“, „Surrender“ und zum Finale natürlich „Red Flag“ seine Fans zu bedienen. Und diese sind wahrlich dankbar, dass Billy bereits zum 5. Mal auf Rock im Park spielt. Er meint dazu frei übersetzt: „Vor meinen Helden Green Day zu spielen, ist eine der größten Ehren in meinem Leben“. Das Publikum applaudiert, während Pendulum auf der zweiten Stage Electro-Rock zum Besten geben.
Nur eine Bühne weiter auf der Mandora Stage, der zweitgrößten bei Rock im Park, verzücken die drei Japanerinnen von BABYMETAL ihre Fangemeinde. Für Abwechslung in der Choreografie sorgt ihre Begleitcombo, die Kami Band, bestehend aus Männern. Für westliche Rockfans ist Kawaii Metal eine gewöhnungsbedürftig Mischung aus Metal und Pop in traditionellen Gewändern. Aber genau solche Bands machen Rock im Park aus. Sich auf Neues einlassen und für sich entdecken, ist das Grundkonzept von Rock im Park.
Wer Marsimoto kennt, weiß: Hinter der Maske steckt Marteria, der seinem Alter Ego freien Lauf lässt. Eine große beleuchtete Maske strahlt von der Bühne, immer wieder zieht dichter Nebel über die Stage. Eine lange Tradition, die heuer sein Ende nimmt. Das ist das letzte Konzert von Marsimoto, der Ende 2024 sein zweites Ich mit einer finalen Tour zu Grabe trägt.
Aus dieser Richtung weht auch der Wind bei Team Scheisse. Die Vorband der Toten Hosen im Jahre 2022 platziert sich links und wirkt dabei leicht chaotisch. Da sprechen Mal drei Bandmitglieder gleichzeitig ins Mikro, doch das stört die Besucher in der vollen Orbit Stage kein bisschen. Sie feiern die Punkrocker aus Bremen bis zur letzten Minute.
Doch der Tag inklusive der Nacht bietet noch mehr: Broilers, Trettmann, Antilopen Gang, Pendulum und die 90er-Ikonen Donots. Eine wirklich gelungene Mischung für den ersten Tag. Wir freuen uns auf Teil 2, am morgigen Samstag. Nürnberg rockt!
(Fotos & Text: Daniel Melegi)