Es ist Sonntag, 23:30 Uhr. Ich fahre die B13 von Baar-Ebenhausen zurück nach Ingolstadt. Ob nun Feuerwehr, Polizei oder THW, überall Blaulicht. Vor mir hat sich ein Stau gebildet. Auch hier blinkt es ununterbrochen. Was ist da los? Ein BRK-Rettungswagen rettet gerade einen anderen BRK-Rettungswagen und schleppt ihn ab. Ich fühle mich wie das angehängte Fahrzeug ist: Ziemlich machtlos.
Es ist die Rückfahrt von einem Freund eines Freundes, dessen Keller in Bar-Ebenhausen vollgelaufen ist. So wie viele hunderte, wenn nicht sogar tausende anderer Keller in der Region. Aber dieser Keller ist groß. Sehr groß. Fünf oder mehr Räume, voll mit Pappkartons und viel Inhalt. Sie lagern in Regalen, aber auch auf dem Boden. Die Kartonunterseiten sind vollgesaugt und das Wasser steht zentimeterhoch über die gesamte Fläche. Mein Freund arbeitet gerade vor dem Haus an einer sehr kreativen Kombination aus Pumpe, Rohren, Schläuchen, Eimern, Aggregat und viel Panzertape, um die Wassermassen irgendwie drei Meter nach oben zu pumpen und schließlich über den weiträumigen Garten auf die Straße zu leiten. Wir sind drei oder vier Helfer, die mit langstieligen Besen und Schabern das Nass aus den einzelnen Kellerräumen in den Kellerflur drücken, Richtung Pumpe vor der Tür. Die anderen halten die Rohre oder kümmern sich um das Aggregat, welches immer wieder ausgeht. Wenigstens funktioniert es sporadisch, im Gegensatz zum Licht. Strom gibt es schon seit Stunden nicht und so leuchten wir uns selber mit Handylicht den Weg oder versuchen zu erahnen, in welche Richtung wir das Wasser drücken müssen, damit es bei der Pumpe ankommt.
Aber, egal wieviel wir kehren, pumpen und ableiten, kaum ist eine Stelle einigermaßen trocken, steht sie kurze Zeit später wieder unter Wasser. Die Massen erobern sich ihren Spiegel zurück und wir legen zur Beratung eine kleine Pause ein. „Habe gerade gehört, die Feuerwehr und das THW geben den Damm bei Manching auf“, meldet einer der Helfer. Außerdem soll das Abpumpen für noch mehr Schäden sorgen, da das Wasser an anderen Stellen wieder austreten kann und dadurch für weitere Überflutungen sorgt. Wir sind ratlos. Weiterpumpen, abwarten oder aufgeben? Wir bringen Biertische und Bierbänke in den Keller, um noch Brauchbares erhöht zu lagern und beenden die versuchte Trockenlegung. Die Hauseigentümer prüfen ihr Hab und Gut und ich trete die Heimreise an. Wer weiß, ob nicht schon die komplette Strecke nach Ingolstadt abgesperrt ist, so wie andere Ortschaften in der näheren Umgebung.
Ich wünsche allen vom Hochwasser Betroffenen, dass es nicht noch schlimmer kommt und die Arbeit vor Ort Sinn macht. Zu sehen, dass das Engagement auch was bringt, gibt einem Kraft weiter zu machen und nicht auf halber Strecke liegen zu bleiben wie ein eigentlich lebensrettendes Fahrzeug auf der B13. Und natürlich Mega-Respekt an alle beteiligten Gewerke, die ihr Leben riskieren und im Dauereinsatz versuchen, den Massen Herr zu werden.
(Daniel Melegi)