Das waren sie nun, die Berliner Nächte Frühjahr 2024 am vergangenen Samstag. Specials in 12 Locations mit DJs und teilweise günstigeren Getränkepreisen.
Es ist der erste sonnige Samstag 2024 in Ingolstadt, die Stadt ist bereits am frühen Abend sehr gut gefüllt und die Stimmung auf den Straßen entsprechend aufgeheizt. Es kann nur Mega werden! Wir starten unsere Tour im Shamrock. Im etwas zu hellem Irish Pub spielt DJ Carsten 80s/90s Partysound und zieht damit sowohl junge als auch ältere Gäste an. Wir bestellen uns Guinness, genießen den ersten Berlin-Spot und feiern den Sound. Weiter geht es in die Rosengasse. Es ist Mitternacht und alle Gäste müssen vom Garten in den Innenbereich. Egal, definitiv cooler House-Sound von der Groove Connection & DJ Sonic und echtes Sunset-Feeling.
Weiter geht es ins Tagtraum mit Solar FRS und Rev Maki. Jetzt gerade ist der Andrang überschaubar, doch, wer da ist, hat Spaß. Weiter zu Tom Novy ins sepparee. Für uns das Highlight des Abends, nur leider spielt die Anlage nicht ganz mit und einige der Gäste schauen weiter. Z.B. ins Griesmüllers, wo gerade Dalta Mora auflegt. Angenehmer Techno für das Volk. Mittlerweile ist es 3 Uhr und die Musik verstummt. Warum? Weil 3 Uhr hier jetzt Feierabend ist. OK, dann ist es so. Doch mit einem Bändchen für nur 10 Euro gibt es noch mehr zu erleben. Wir steuern ins volle Lago, zur Bar Due, in den Englwirt, ins golden und ins La Fiesta. Manche haben bereits zu, andere sind noch geöffnet. Wir entscheiden uns spontan für einen Abstecher ins suxul zum Kollegen Stefan Lindenthal. Hier gilt das Bändchen der Berliner Nächte nicht, da sich der Club nicht am Programm beteiligt. Der untere Bereich könnte noch ein paar mehr Gäste fassen, die obere Stage ist gut besucht. Weiter ins B1 zu erneutem Technosound, leicht bekleideten Gästen und ebenfalls ausgelassener Stimmung. Die Party läuft. Passt. Zum Schluss ab in den Eiskeller, der um 5 Uhr immer noch grandios besucht und die Stimmung echt gut ist. Haben wir alles mitgenommen, was geht? Ja! Wie waren die Berliner Nächte? Für Ingolstadt: großartig.
Wir hoffen, das war objektiv genug. Warum wir dennoch unseren Senf dazugeben müssen, ist leicht erklärt. 1999, also kurz nach dem 2. Weltkrieg, hatten wir unseren 2. Aqua-Turbo-Bandcontest. IN-City fragte uns nach Bands für ihr Konzept „Berliner Nächte“ an. Wir akquirierten darauf hin etliche Gruppen für das Event. IN-City und megazin entschieden sich, die Berliner Nächte gemeinsam auszurichten und das mit zwei Mega-Highlights: Dem Weltrekordversuch der „Längsten Bierkastenmauer der Welt“ durch die Ingolstädter Innenstadt, Mauer-Berlin-Stadt geteilt (gecheckt?), von 360 Metern, und 50 beteiligten Betrieben. So entstand zwischen megazin und IN-City ein Event, welches über ein halbes Jahrzehnt anhielt. Wir verteilten Berlin-Flaggen, Berlin-T-Shirts, Berlin-Deko, sogar ein offizieller Berlin-Promo-Bus stand auf dem Paradeplatz. Unser Weltrekordversuch wurde anerkannt und erschien mit der Nennung „Ingolstadt“ weltweit im Guinnessbuch der Rekorde. Auch ein Dankesschreiben vom früheren regierenden Bürgermeister Berlins ging bei uns ein. Welch eine Ehre und Motivation für weitere Berliner Nächte.
Wir hielten an unserem Konzept fest: Schräge und außergewöhnliche Bands und DJs aus Berlin und der Region, dazu Dekoevents und mehr. So finde ich im Programm 1999 Live-Musik von „Blues Lick“, Rock von „Cyco-Dad“ und „Breakout“, Funk von „The Bomb“, 50s von „The Ramblin´ Five“, 70s von „Booze Bros“, Travestie, dazu Berliner Weisse und Buletten, Bauchtanz, Modenschauen, irischen Folk, Lesungen und vieles mehr. Dazu entsprechende Walking Acts wie Berliner Bären, Gewinnspiele etc.
Das zogen IN-City und megazin 5 Jahre durch, bis die Luft bei den Gastronomen raus war. „Warum besondere Acts liefern, wenn die Leute sowieso kommen?“, hieß es und das Programm fing an zu schwächeln. Peter Haas, der damalige Citymanager, wechselte den Job und mit ihm schwand auch bei IN-City und megazin die Motivation. Zudem wurde es immer schwerer die eigentliche Idee der „Berliner Nächte“ bei der Stadt umzusetzen und die lautete: Keine Sperrzeit. Denn das war der Kerngedanke der Berliner Nächte: Feiern ohne Sperrzeit, bis zum frühen Morgen oder noch besser: bis Mittag. Was damals schon viele motivierte, Ingolstadt zu besuchen und schöne Stunden hier zu verbringen.
Zurück ins Jahr 2024: Punkt 5 Uhr mahnt Tom vom Eiskeller die DJs zum Abstellen der Musik. Vor dem suxul, dem B1 und anderen Locations steht die Polizei mit großem Aufgebot und kontrolliert die Sperrstunde. Im Vergleich zu den noch anwesenden Gästen weit überdimensioniert.
Für uns waren die Berliner Nächte 2024 toll. Doch von der damaligen Idee, eine Nacht ohne Sperrspunde, Berlin-Deko und Berliner Speisen, Walking Acts etc. weit entfernt. Vor allem fehlten heuer Live-Bands. Dass es noch zahlreiche gute Musiker in Ingolstadt und Region gibt, erleben wir mehrmals im Jahr bei der Noize Attack in der Eventhalle, wo bis zu sechs Bands an einem Abend auftreten.
Es ist somit immer noch dasselbe Problem wie vor zwanzig Jahren: Einige Wirte wollen oder können nicht in mehr als einen DJ investieren, viele beteiligen sich gar nicht und hoffen, die herumstreunenden Gäste abzugreifen.
Vorschlag: Den Eintrittspreis von 10,- auf 15,- Euro anheben und mit den zusätzlichen 5,- Euro das Showprogramm erweitern. Mit Oliver von Noize Attack Bands in die City holen und wenigstens für einen Betrieb einen Sperrzeitaufhebung beantragen. Auch der ein oder andere Ingolstädter Wirt sollte sich überlegen, vielleicht doch (wieder) mitzumachen um das Programm aufzupeppen. Wir wissen, das bedeutet Mehrarbeit, aber sind sicher, das wäre eine Bereicherung für die Besucher, zieht zusätzliche Gäste und rechnet sich am Ende auch.