
Das Wetter hätte besser nicht sein können, sowohl auf dem Festivalgelände, als auch auf dem Campingplatz am Berg. Vier Tage herrlicher Sonnenschein, nachts angenehm warme Temperaturen und kein Tropfen Regen. Das einzige Nass füllte die Feuerwehr mehrmals täglich in Container, damit sich die Besucher waschen und erfrischen können. Das eigentliche geheime Highlight auf dem Campingplatz ist sicherlich Bauer Fritz. Er dreht täglich seine Runden auf einer John Deere, befördert das Gepäck vom Parkplatz bis zum Zelt oder fährt Müde Besucher zu den Duschen und zurück. Die einmaligen 5,- Euro Beförderungsgeld spendet er im Anschluss an den örtlichen Kindergarten. Im Allgemeinen geht es am Campingplatz absolut entspannt zu. Hier stehen die Zelte nicht Schnur an Schur, jeder kann sich so viel Platz gönnen, wie es ihm beliebt.
Vom Zeltplatz am Berg sind es gut 1,6 Kilometer bergab bis zum Festivalgelände. Mit einer Dose Bier bzw. einem anderen Getränk ein netter Spaziergang mit Freunden bzw. eine gute Gelegenheit, neue Leute kennenzulernen. Die Pre-Party am Donnerstag legt schon einmal gut vor: H-Blockx aus dem Münster geben ihre größten Hits zum Besten: „Risin High“, „Move“, „Ring Of Fire“, „The Power“ bzw. „Celebrate Youth“. Sänger Henning Wehland und seine Band haben sichtlich Spaß bei ihrem Auftritt, während der Hai auf der LED-Wall nostalgisch an das 94 erschienene Album „Time To Move“ erinnert.
In nur 30 Minuten baut die Backstage-Crew auf der Bühne einen fiktiven Kiosk auf, eine überdimensionale Bierdose als DJ-Pult und einen XXL-Aschenbecher, in welchem der Schlagzeuger den Beat angibt. Der auch in Frankfurt real existierende Kiosk dient für Mehnersmoos als Kulisse für ihren Deutschrap. Frederik Moos und Tobias Mehner haben sichtlich Spaß auf der Bühne und viele Besucher sind überraschend textsicher.
Den Donnerstag beschließt die Silent-Disco mit DJ Steve Clash auf dem Festivalgelände. Doch, wer den Weg zum Campingplatz einschlägt, kann wieder nette Gespräche mitnehmen, ehe er auf dem Festivalgelände die ein oder andere privat organisierte Party mitnimmt. Nicht Wenige haben in der Zwischenzeit Partyareale aufgebaut, die sich wirklich sehen lassen können. Ob nun Rutschen, Schaukeln, Pools, meterlange Bauwagen oder Aussichtsplattformen, es gibt auch zu später Stunde viel zu entdecken und zu feiern.
Am Freitag können sich Frühaufsteher beim YOGA mental auf den Tag vorbereiten, oder beim Flunkyball-Turnier ihre Geschicklichkeit unter Beweis stellen. Wer das gesamte Programm miterleben möchte, begibt sich bereits um 14 Uhr wieder ins Tal. Volles Programm auf zwei Areas mit Indi-Auftritten von u.a. Raum27, Kasi, Crimson Bloom, aber auch großen Namen wie Enter Shikari, Iprevail und dem Headliner Papa Roach.
Eine große Fangemeinde versammelte sich bei der Hannoveranerin Paula Carolina am Freitag vor der „Sounds For Nature Stage“ zu ihrem Auftritt. Indie-Pop-Techno-Rock mit Ladypower ist meine persönliche Definition von dem, was sie abliefert. Auf jeden Fall ein Act, der uns noch öfter begegnen wird.
Mit dem musikalischen Ende um 00:00 Uhr begeben sich über 10.000 Besucher zurück zum Campingplatz inklusive Festival Village. Gerade rechtzeitig, um die gestandenen Musiker von Lagerfeuerrotz von 0:30 Uhr bis 2:00 Uhr live zu erleben. Jens Burger & Micha Rohrbeck liefern kreative Texte im Liedermacher-Style und haben schnell die Gäste auf ihrer Seite. Viele holen sich ein Bier, einen Döner bzw. Burger und lassen sich hier noch einmal richtig gut unterhalten, ehe sie die Party auf dem Campingplatz fortsetzen. Eine offizielle Nachtruhe, wie ich es von anderen Festivals kenne, gibt es nicht. „Das ist ein Open-Air-Festival, da gibt es keine Nachtruhe“, teilt mir ein Security mit. Und tatsächlich, wer will, kann hier so gut wie 24 Stunden durchfeiern.
Dennoch gibt es zahlreiche Bereiche, wo Camper auch ausschlafen können, um fit am Samstag das Programm im Tal zu genießen. Mit Betontod, Irie Revoltes, Madsen, 01099 und Kontra K auf der Taubertal-Stage und Revnoir, Heisskalt, Team Scheisse und Thormesis auf der zweiten Stage warten noch viele gute Acts auf die Besucher. Und diese wissen es zu schätzen. Zwischen den Acts und den Umbaupausen bietet eine Karaoke-Stage grandiose Unterhaltung, wobei auch eigens eingerichtete Biergärten für ruhige Momente sorgen.
Mit Emil Bulls, einer 90er-Fraktion aus München, kommen wir wieder in den Genuss von Retro-Spirit, während Nothing But Thieves und Yungblud aus England mit ihrem Rock den letzten Abend dominieren.
Fazit:
Das Taubertal-Festival bietet den gut 20.000 Besuchern wirklich viel ihr Geld und das in einer absolut familiären Atmosphäre. Wer zehn Minuten Zeit investiert, sollte sich auch die gut erhaltene Altstadt, die malerisch über dem Taubertal thront, und den charakteristischen Fachwerkhäusern ansehen, die den Charme vergangener Zeiten verkörpert. Allein die Innenstadt ist einen Besuch wert. In Kombination mit dem Festival ein wahrlich einmaliges Erlebnis.
Für 2026 haben die Veranstalter bereits die ersten Acts zum 30jährigen Taubertal Festival angekündigt: SDP, SIDO, Sportfreunde Stiller, Donots, Kaffkiez, Royal Republic, Itchy, Drei Meter Feldweg, etc. Tickets gibt es ab 164 Euro. Wer ein VIP-Ticket kauft, hat zudem etliche Vorteile wie erhöhte Podeste, eigene Eingänge und VIP-Shuttle-Service von der Stadt ins Tal und zurück, VIP-Lounge, etc.
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