Wenn Festivals mit ihren Besuchern im Matsch versinken

Festivals ziehen gerne zwischen 3.000 und 10.000 Besucher an, größere bis zu 50.000 und die Big Player verzeichnen über 100.000 an einem Wochenende. Das entspricht einer Großstadt mit allem was nötig ist: Toiletten, Duschen, Unterkünfte, Essen und Getränke und alles mit hingekarrt werden.

Ob nun kleine oder große Events, sie liegen meist auf einem relativ offenen Gelände, etwas entfernt von der urbanen Bevölkerung, damit der Bass dröhnen kann und mit einem Mangel an Kanäle, Strom und Wasser. Außer, das Wasser kommt von oben. Und das kommt gerne!

Warum? Regen ist zu jeder Jahreszeit möglich, doch durch die große offene Fläche kann der Regen nicht schnell genug absickern. Ohne Bäume und Büsche fehlen Wurzeln, die das Erdreich zusammen halten. Tausende im Takt tanzende Füße vermatschen in kürzester Zeit das Gelände zu Brei. Nicht zwingend gefährlich, bis auf gestauchte Knöcheln und einen Schnupfen, aber durchaus Bestandteil eines Festivals. Daniel Melegi, Festivalfan, hat sich in seinem Archiv umgeschaut, und ein paar Anekdeoten herausgekramt. Viel Spaß!

Sonne Mond Sterne in Thüringen

Matschiger Boden am ersten Tag, doch die Party geht weiter und auch der Regen.

Die SMS besteht seit 1997 und zieht bis zu 40.000 Gäste. Es ist ein reines elektronisches Festival mit acht Areas und einem Partyboot, das auf der Bleichlochtalsperre in Thüringen seine Runden dreht. Es steigt immer in der zweiten Augustwoche. 2012 regnete es jedoch aus Kübeln.

Allgemein keine gute Idee für Festivals auf der Wiese: Stöckelschuhe!

Utopia Island in Moosburg

Musikareas rund um den See im Aquapark bei Moosburg.

Utopia Island (ehemals Havana Nights Festival) war von 2010 bis 2017 ein internationales Musikfestival, zuerst in Haag an der Amper, ab 2014 dann am Aquapark bei Moosburg an der Isar, in der Nähe vom Flughafen. Bei schönem Wetter lies es sich hervorragend feiern und im direkt anliegenden See baden. Ein wirklich schönes Festival mit bis zu 15.000 Besuchern. Doch die Geschichte endet 2017 mit einem Dauerregen über das gesamte Festivalwochenende. Seitdem ist die Insel Utopie.

Echelon Festival in Bad Aibling

Seit 2009 existiert das Festival auf der ehemaligen Abhörbasis des US-amerikanischen Nachrichtendienstes NSA. Die imposanten Schüsseln dominieren auch das Festival und sind jederzeit fester Bestandteil, jedoch nicht öffentlich zugänglich. 2023 kamen 40.000 Besucher um auf sechs Areas zu meisten deutschen und niederländischen DJs zu feiern. Mit dem dritten Augustwochende verspricht das Wetter jährliche Überraschungen. Mal hat es 40 Grad, dann wiederum fallen die Temperaturen in der Keller und mit ihnen kommt der Regen. So auch 2017, doch nicht der Regen stellt das Hauptproblem, es ist der Wind!

Dies war einmal ein Rundzelt – der Wind hat es zerrissen
Starke Winde sind nicht zu unterschätzen – das Zelt unseres Nachbarn, der – Gott sei Dank – schon den Heimweg antrat.

Love Island in Bad Abbach

2017 findet das Festival in der Nähe von Regensburg zum zweiten und zum letzten Mal statt. Während des Festivals zieht ein Unwetter auf und das Gelände muss evakuiert werden. Wie auf dem Bild zu erkennen, entsteht ein Schaden, der die Veranstalter dazu bewegt, keine Liebe mehr nach Bad Abbach zu bringen. Es zeigt aber auch, wie risikoreich ein solches Event auch für Veranstalter ist.

Nature One auf der Raketenbasis Pydna

Die Nature One ist eines der größten europäischen Festivals der elektronischen Tanzmusik und findet zum ersten Mal im Jahre 1995 statt. Das Festival bietet unzählige Stages und zahlreiche Acts, doch das Gelände selber ist hier die Attraktion. Mit Wachturm, vielen Bunkern, Außenareas und einem gigantischen Foodbereich, zieht sie bis zu 65.000 Gäste an. Vom letzten Campingplatz bis zur Area kann es gut 30 Minuten dauern. Wegebier ist da an jedem ersten Augustwochenende Pflicht. Bei Regen ist jedoch Vorsicht geboten, besonders beim Abstieg von den Areas auf den Bunkern.

Vorsicht, die Stufen von den oberen Stages zum Mainbereich sind „besonders“.

Als Militärbasis bietet die Nature One auch einige interessante Orte, fernab vom offiziellen Festivalgelände. Wir konnten unsere Zelt bei schlechtem Wetter noch in leerständen Gebäuden unterbringen, diese sind seit längerem nicht mehr zugänglich.

Zudem gab es auf dem Gelände auch noch einiges zu entdecken.

Natürlich hatten wir auch Regen bei Rock im Park (Nürnberg), Burning Beach (Brombachsee) oder dem Heidewitzka Festival. Erwähnenswert hier auch das Donaufest mit Fischerstechen der Narrwalla, zuletzt 2019, das Wirtefest in Ingolstadt oder das Mexico Open Air in Kösching. 2006 regnete es aus Strömen und statt 10.000 kamen nur 500 Besucher. Davon so gut wie alle Künstler. Ein immenser Verlust für den neuen Veranstalter Christian Zacherl, der nie wieder ein Gr0ßevent veranstaltete.

Allgemein: Festivals sind eine tolle Sache, für den, der viele Künstler an einem Wochenende sehen will. Doch, nehmt immer Gummistiefel, Ersatzklamotten und genug zum Trinken mit. Und bitte verzichtet auf High-Heels und habt einen Blick auf den Veranstalter, der wirklich viel wagt, damit du Spaß hast.

Viel Spaß in der Festivalsaison 2024!

Daniel Melegi

Noch ein paar Impressionen: