72 Prozent der Unternehmen sehen in wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen Risiko
Die Unternehmen in der Region Ingolstadt blicken weiter mit Besorgnis in die Zukunft. Die Talfahrt der Wirtschaft ist zwar beendet, aber echte Erholung ist nicht in Sicht. Der regionale IHK-Konjunkturindex steigt um 13 Zähler auf 99 Punkte, liegt damit aber immer noch weit unter dem langjährigen Durchschnitt von 118 Punkten. Schwache Wachstumsaussichten sowie hohe Unsicherheit hinsichtlich wirtschafts-politischer Rahmenbedingungen sorgen weiterhin für Belastung.
Die Zufriedenheit der Unternehmen mit ihrer Geschäftslage hat sich kaum verbessert. 26 Prozent der Unternehmen in der Region bewerten ihre Geschäfte als gut, zu Jahresbeginn waren es 27 Prozent. 19 Prozent beurteilen sie als schlecht gegenüber 23 Prozent zu Jahresbeginn. Die Dienstleistungsbranche fungiert dabei als Stabili-sator, denn sie kann als einzige Branche recht gute Geschäfte vermelden. Zu der insgesamt verhaltenen Geschäftslage tragen anhaltend hohe Belastungen bei: 87 Prozent der befragten Unternehmen beklagen die staatliche Bürokratie, zu der sie erstmalig befragt wurden. Jeweils 63 Prozent benennen zudem starke Preissteige-rungen bei Energie, fehlende Inlandsnachfrage und Personalmangel als Bremsklötze für ihre Geschäfte.
Der Blick auf die kommenden Monate fällt weiter pessimistisch aus, wenn auch weniger als zu Jahresbeginn. Bei den Geschäftserwartungen rechnen wie zuletzt nur zwölf Prozent mit einer Belebung. Von einer Verschlechterung gehen allerdings nur noch zwei von zehn Unternehmen aus. Zu Jahresbeginn waren es noch vier von zehn. Der anhaltende Pessimismus dürfte auch der weiterhin hohen Risikolage geschuldet sein: An erster Stelle stehen die wirtschaftspolitischen Rahmen-bedingungen. Mit 72 Prozent der Nennungen stehen sie im Risikoranking an der Spitze und erreichen in der Region Ingolstadt einen Rekordwert. Auch die Arbeitskosten mit 57 Prozent der Nennungen belasten Ingolstadts Wirtschaft stark ebenso die Energie- und Rohstoffpreise mit 56 Prozent der Nennungen.
Angesichts der breiten Risikosituation zeigen sich die Unternehmen bei ihren Investitionsplänen zurückhaltend. Die Beschäftigungspläne rutschen regelrecht ab. Das deutet darauf hin, dass die Unternehmen derzeit nicht von einer Erholung ausgehen. 16 Prozent wollen Investitionen ausbauen, 26 Prozent wollen sie zurückschrauben. Gar keine Investitionen planen 15 Prozent. Bei den Beschäfti-gungsplänen stehen die Zeichen noch deutlicher auf Stellenabbau als zu Jahresbeginn. Etwa ein Drittel der Betriebe will Stellen streichen, nur acht Prozent denkt an Stellenaufbau. Eine vergleichbare Situation gab es zuletzt im Herbst 2020 während der Coronapandemie.
Schabmüller: Bürokratieabbau und wettbewerbsfähige Steuern erforderlich
„Die Ergebnisse der Konjunkturumfrage lassen nicht aufatmen. Das Gegenteil ist der Fall – unsere Wirtschaft ist schwach auf der Brust“, sagt Franz Schabmüller, Sprecher des IHK-Forums Region Ingolstadt. „Unsere Betriebe verharren in ihrer pessimistischen Grundhaltung, ein Aufschwung ist nicht in Sicht. Die zahlreichen Risiken, mit denen sie sich konfrontiert sehen, bremsen die Investitionsbereitschaft aus. Wachstumsimpulse von Seiten der Politik sind nicht zu spüren“, so der Sprecher. „An unseren Forderungen gegenüber der Politik halten wir deshalb unumstößlich fest. Aufschwung und Wachstum sind nur mit deutlichen Abstrichen bei der Bürokratie zu erreichen. Hier könnte ein echter Wirtschaftsturbo gezündet werden. Die Einführung neuer Auflagen sowie Berichtspflichten für Firmen muss ein für alle Mal gestoppt werden. Auch an wettbewerbsfähigen Unternehmenssteuern sowie einer Steuer-politik, die private Investitionen am Wirtschafsstandort mobilisiert, führt kein Weg vorbei“, betont Schabmüller.
Die IHK für München und Oberbayern hat für den aktuellen Konjunkturbericht zahlreiche Unternehmen in der Stadt Ingolstadt und in den Landkreisen Eichstätt, Pfaffenhofen und Neuburg-Schrobenhausen im April dieses Jahres befragt. Der IHK-Konjunkturbericht wird drei Mal im Jahr veröffentlicht.