Ingolstädter Donaustrand 2024

Vor gut einem Monat fragte mich ein Wirt, ob sein Kollege an der Ausschreibung für den Donaustrand, Ingolstadt teilnehmen soll. Er wollte einfach meine Meinung wissen. Wie die meisten mitverfolgt haben, verabschiedete sich Hölzl top-events GmbH in der vergangenen Saison als Pächter der Ingolstädter Attraktion nach mehr als 10 Jahren mit dem Posting „CLOSED forever“ auf Facebook und Instagram.

Meine spontane Antwort zum Wirt: „Nein“. Doch, bis gestern ließen mich diese Frage und meine Antwort nicht los. War meine Antwort wohl unüberlegt? Wer den Donaustrand pachtet, schließt einen Vertrag mit gefühlt 1000 Parteien. Dem Ordnungsamt Ingolstadt, dem Gartenamt, der Stadt Ingolstadt, dem Freistaat Bayern, allen möglichen Veranstaltern im Klenzepark und so weiter. Zudem hat jeder Stadtrat eine eigene Meinung und die Idee, die der Wirt dann gefälligst umsetzen soll. Doch, das ist nicht das Hauptproblem. Meiner Meinung nach ist die fehlende Umzäunung nicht zu unterschätzen. Normalerweise sind Biergärten umzäunt. Bei Feierabend einfach Tür zusperren, fertig. Auf offenen Terrassen ketten Wirte die Tische und Stühle an, was in der Innenstadt ausreichend ist und bei besonderen Vorfällen die Anwohner Lärm melden bzw. die Polizei Streife fährt. Doch am Donaustrand? Schnell fliegt ein Liegestuhl in die Donau, eine Glasflasche auf den Boden oder ist ein Container aufgebrochen, ohne dass es jemand merkt und interessiert.

Muss der Wirt dafür sorgen, dass keine Partygruppe um 4 Uhr in der Früh in die Büsche vom Gartenamt uriniert, oder ist das Sache der Stadt? Wer räumt am nächsten Morgen die Scherben weg? Wer gießt die Blumen? Sind die Toiletten sauber? Klar, vieles davon ist vertraglich regelbar, aber letztendlich wird das Personal wohl jeden Morgen und jeden Abend die Garnituren mühsam in einem Container verstauen um ein paar Stunden später diese wieder aufzubauen. Alles kurz vor Feierabend oder kurz nach Arbeitsbeginn. Welche Bedienung hat dazu schon Lust?

Eigene Events zu planen ist eine Sache, aber dann zusätzliche spontane Festivitäten der Stadt oder Fremdveranstalter zu integrieren eine ganz andere. Wer liefert wann die korrekten Infos? Wie viele Leute kommen? Wer tritt auf der Bühne auf und braucht welches Equipment? Wie sieht das Catering aus? Das alles benötigt eine ausgeklügelte Koordination, aber aus dritter Hand eine echte Herausforderung. Keine Frage, alles machbar, wenn gutes Personal vor Ort ist. Wohlgemerkt: Gutes Personal. Und das ist aktuell echt schwierig!

Wer den Donaustrand pachtet, muss sich bewusst sein, dass viele Augen auf ihn gerichtet sind. Neben den oben genannten Gewerken auch die Gäste und die Presse. Schnell ist ein negativer Kommentar auf Google, FB oder anderen Portalen verfasst, der den Wirt belastet, er aber nichts dafür kann, bzw. nicht dafür verantwortlich ist. Doch, das interessiert den Schreiber nicht. Für ihn zählt nur der momentane Eindruck. Und da kann ein Kothaufen von Donauenten oder Hochwasser der Donau schnell ein motivierender Anlass für einen Kommentar sein. Was kann der Wirt dafür?

Und dann sind da noch die Anwohner. Ja, die gibt es. Ich selber war für ein Event am Donaustrand gebucht, inklusive eines externen Technikers, dessen Aufgabe es war, sich um die Tonanlage und die Lautstärke zu sorgen. Eine Anwohnerin beschwerte sich und die Ordnungswidrigkeit über 500 Euro landete in meinem Briefkasten. Doch ich war nur die „Jukebox“, der Rest oblag dem Wirt, dem Techniker bzw. dem Veranstalter des Events. Ein ewig andauernder Briefverkehr war die Folge und hier reden wir von nur drei Beteiligten.  

Es gibt noch so viele Dinge anzumerken, warum der Donaustrand das womöglich komplizierteste gastwirtschaftliche Objekte der Region ist, doch ich will hier nicht weiter ausführen, denn seit letztem Freitag scheint es einen neuen Pächter zu geben. Dieser kündigt auf Instagram an: „Opening soon“ mit dem Zusatz: „We love Ingolstadt“.

Ich habe keine weiteren Infos zum zukünftigen Pächter, kann aber von Herzen sagen: Viel Glück, Erfolg und besonders viel Durchhaltevermögen. Du hast entweder die dicksten Eier der Welt oder keine Ahnung, worauf du dich da einlässt. Auf eine tolle Donaustrand-Saison 2024.

Party on!